Erdbeben BerichtEarthquake Report

Hier berichtet unser Freund Durga Raj darüber, wie er das Erdbeben in seinem Dorf Sano Khokana erlebt hat:

„Vor einem Monat wurde mein Leben von einem Erdbeben auf den Kopf gestellt.
Ich war gerade dabei einen Kaiserschnitt zu machen. Wir hatten das Kind bereits geholt und gerade angefangen den Uterus zu verschließen. Plötzlich fing der Boden an zu beben. Die OP Lampe ist von der einen auf die andere Seite geschwungen und wir alle waren starr vor Angst. Die Krankenschwestern rannten panisch aus dem Saal, mein Kollege und ich blieben bei der Patientin. Nachdem das Beben nachgelassen, versuchten wir die Operation fortzusetzen, aber es ging erneut los. Die Patientin war sehr tapfer. Sie schrie kein einziges Mal. Und nach circa einer weiteren Stunde konnten wir die Operation letztendlich beenden.
Ich machte mich auf den Nachhauseweg. Das Telefonnetz war tot, daher hatte ich bisher kein Lebenszeichen von meiner Familie. Nur von meiner Ehefrau und Tochter wusste ich dass es ihnen gut geht. Sie waren zu diesem Zeitpunkt bei meiner Schwiegermutter und nicht von dem Erdbeben betroffen. Als ich in meinem Dorf ankam, fand ich alle Einwohner in den umliegenden Feldern vor. Dann bebte die Erde wieder.
In meinem Dorf leben 52 Familien bzw. 275 Menschen. So gut wie jedes Haus wurde zerstört, doch glücklicherweise ist niemand verunglückt. Sogar ein 3 Tage alter Säugling konnte lebend aus den Trümmern geborgen werden.
Wir konnten ein wenig Reis und Linsen aus den zerstörten Häusern sammeln. Alles was wir finden konnten, teilten wir untereinander auf. Unsere Hauptprobleme sind fehlende Nahrung, sauberes Wasser und ein Dach über dem Kopf. Wir bauten uns aus den Überresten wie Bambus, Jute Säcke und Plastik, provisorische Zelte. Aus den Nachbardörfern bekamen wir etwas Reis und Linsen und nach 3 oder 4 Tagen kamen einige Bekannte und auch Leute vom Roten Kreuz und gaben uns ebenfalls Reis und Kekse. Auch die nepalesische Regierung und den Bezirksvorstand baten wir um Hilfe. Da wir jedoch ein kleines Dorf sind und etwas außerhalb der Stadt liegen, wurde uns nur einmal mit ein paar Hilfsgütern ausgeholfen.
Normalerweise haben wir einen gemeinsamen Wasserhahn im Dorf. Da dieser zerstört ist, haben wir kein Wasser mehr. Nach circa einer Woche hat uns ein Tanker etwas Wasser gebracht. Und wir haben unseren Bezirksvorstand erneut um Hilfe gebeten, doch sie sagen, sie können uns momentan nicht mit Wasser versorgen. Wir müssen nun unser komplettes Wasser in Flaschen kaufen. Glücklicherweise haben wir Strom.
Ein anderes großes Problem sind die fehlenden Toiletten. Die Kinder hinterlassen bereits überall ich ihr Geschäft. Ich habe bei einer Agentur nachgefragt, die transportierbare Toiletten vertreiben. Wir das ganze Dorf bekamen wir nur vier.
4 Toiletten für 275 Menschen…
Noch mehr Probleme treten auf, wenn es regnet. Viele Kinder und ältere Leute leiden bereits an Atemwegsinfektionen und anderen gesundheitlichen Problemen. In circa einem Monat fängt die Regenzeit an, was bedeutet, dass es so gut wie jeden Tag regnen wird. Wir fürchten uns sehr vor den kommenden Erdrutschen.
Wir sind nicht in der Lage unsere Häuser wieder aufzubauen. Zu viele Stein- und Zementfabriken sind zerstört worden, wodurch die Preise erheblich gestiegen sind. Deshalb möchten wir Wellblechhäuser bauen, das ist schneller und günstiger. Denn in Zelten können wir nicht überleben.
In dem Krankenhaus in dem ich arbeite, findet momentan alles im Erdgeschoss, im Garten und auf der Straße statt. Die Operationen werden in Zelten durchgeführt.
Es gibt immer noch Nachbeben jeden Tag. Manche Leute spüren sie, manche nicht. Doch noch sehr viele Menschen leiden unter Schwindel. Genau in diesem Moment habe auch ich Symptome eines Bebens, obwohl keines zu spüren ist.
Unser Leben hat sich komplett verändert.“

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Ein Haus in Sano Khokana nach dem Erdbeben

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Sano Khokana nach dem Erdbeben 2015

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Notunterkünfte direkt nach dem Erdbeben

Here you can read a short report About how our friend Durga Raj experienced the Earthquake in his village Sano Khokana:

“1 month ago my whole life was changed by an earthquake.
At the time I was doing an LSCS. We had removed the baby and started to close the uterus. Suddenly the ground started to shake. As the operation light swung from side to side we were all so scared. The staff started to run outside but another doctor and I stayed with our patient. After the ground stopped shaking we tried to close the uterus but the shaking started again. The patient was really brave. She didn’t even scream once. Around one hour later we finished the surgery and I started on my way home.
The phone line was dead so I had no information about my family. Only my wife and my young daughter could call me because they are staying at my wife’s mother’s house these days. They were safe. When I reached my village I found all the people standing in the fields. Then the earth started shaking again. 52 families and 275 people live in my village. Almost all the houses were very badly damaged but luckily nobody in my village died. Even a 3 day old baby who was buried alive was saved. We were able to save some rice and lentils from the damaged houses. All we found we shared amongst the villagers. So the things we struggle for at the moment are food, clean water and shelter. We made some tents from plastic, jute bags and bamboo. Neighbours helped us out with some rice and lentils and after 3 or 4 days some friends and people from the Red Cross visited us and gave us rice and a few biscuits. We also asked the Nepal government and our village development committee (VDC) for help. But because we are a little way outside of the city, we only got help and relief materials on one occasion. Normally we have one common water tap in the village. Now that is damaged and we have no water. After one week a tanker brought some water and we asked again for help from our VDC office. But they told us they are not able to supply us with water. From now on we all have to buy our water. Luckily we do have electricity.
Another big problem is that we no longer have toilets. Children are going to the toilet just anywhere they can. I asked an agency to supply us with some portable toilets. For the whole village we’ve received only 4. 4 toilets for 275 people…
More problems occur when it starts raining. Many children and old people are already suffering of respiratory infections and other health problems. One month from now the rainy season will start and it will be raining almost every day. Landslides are sure to happen and that is what we are fearful of. We are not able to repair our homes. Many brick and cement factories are damaged, so the price has increased significantly. That’s why we want to make homes from zinc plates. It’s faster and easier. We cannot survive by living in tents. The hospital I am working in is now run from the ground floor, in the garden and on the road. We are performing operations in tents.
There are still aftershocks every day. Some people feel them and some not. But a lot of people are suffering from vertigo even without the earthquakes. Right now, even I have some mental quake symptoms!
Our lives have been turned upside down.”

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A house in Sano Khokana after the Earthquake

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Sano Khokana after the Earthquake 2015

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Shelter directly after the Earthquake